In der JVA Iserlohn wurden der rehabilitative Nutzen und die präventive Wirkung von freizeitpädagogischen Projekten bereits in den späten 80er Jahren erkannt. Die Freizeit der Gefangenen wird als Mittel der Erziehung zur sozialen Verantwortung, gerade auch im Hinblick auf die Zeit nach der Entlassung, genutzt. Entsprechend bestehen langjährig gewachsene Kooperation mit lokalen Vereinen und Institutionen, öffentlichen und privaten Bildungsträgern, Fachhochschulen und Universitäten.

Unter Beteiligung interner und externer Kräfte sind über die Jahre die unterschiedlichsten Projekte aus allen möglichen Bereichen der Kunst und Kultur durchgeführt worden. Das Spektrum reicht vom Graffiti-Projekt  bis zum klassischen Tanzkurs und vom Korbflechten bis zum Poetry-Slam. Es wäre mit einiger Sicherheit ermüdend, komplett alles anzuführen, was an freizeitpädagogischen Projekten zur Heranführung der uns anvertrauten delinquenten Jugendlichen an unsere Kultur und zur Integration derselben in unsere Gesellschaft hier bisher gelaufen ist. Daher möchten wir an dieser Stelle lediglich eine kleine Auswahl an Projekten vorstellen, die heute unter Federführung des im Jahre 2008 als neuer Fachdienst hinzugekommenen Erziehungswissenschaftlichen Dienstes organisiert und umgesetzt werden.

Lernwerkstatt

Etwa seit dem Jahr 2004 bietet die JVA Iserlohn in Form der Lernwerkstatt einen besonderen, an die Bedingungen und Sicherheitsanforderungen einer Justizvollzugsanstalt angepassten, organisatorischen Rahmen für freizeit- und kulturpädagogisches Arbeiten. In räumlicher Hinsicht besteht die Lernwerkstatt aus einem Café für Gefangene und Bedienstete (Begegnungszentrum), einer eingerichteten Kleinküche mit Esszimmer, einem Musikproberaum, einem Medien- und Multifunktionsraum, einem Seminarraum, einem Redaktionsraum für die Gefangenenzeitschrift PODIUM und die Gefangenenmitverantwortung GMV sowie der Mediathek (Gefangenenbücherei). In den Räumlichkeiten finden täglich (auch an den Wochenenden und an den Feiertagen) die unterschiedlichsten Freizeitgruppen, Projekte und Veranstaltungen statt.

Die für Einrichtungen des Strafvollzugs innovative Konzeption für diese Lern- und Zukunftswerkstatt wurde in enger Kooperation zwischen dem Fachbereich für Rehabilitationspädagogik der Universität Dortmund, dem Berufskolleg des Märkischen Kreises Iserlohn und den Fachdiensten der JVA entwickelt. Der Name der Lernwerkstatt „Lichtblick“ ergab sich aus Ideen der damals Inhaftierten. Geleitetwird die Lernwerkstatt durch ein interdisziplinär besetztes Team bestehend aus Vertretern des Erziehungswissenschaftlichen Dienstes, des Sozialdienstes, der Verwaltung und des Allgemeinen Vollzugsdienstes. Die Lernwerksatt ist das kulturelle Zentrum der JVA. Es gibt vielschichtigen Begegnungen Raum: Bedienstete – Gefangene – Externe.

Outdoor-Projekt

Das Outdoor-Projekt wird seit 2012 durchgeführt und ist ein intensivpädagogisches Förderangebot, in dem eine Gefangenengruppe von 12 Teilnehmern über einen Zeitraum von 6 Wochen in verschiedenen gruppendynamischen und erlebnispädagogischen Settings darauf vorbereitet wird, ein Wochenende unter freiem Himmel (Outdoor-Sleep) in der Natur zu verbringen. In methodischer Hinsicht werden die Teilnehmer durch selbstorganisiertes Lösen aufeinander aufbauendender Kooperations- und Interaktionsaufgaben Schritt für Schritt angeleitet und befähigt, eigene Grenzen zu erkennen, die Grenzen anderer zu akzeptieren, sich gegenseitig in der Gruppe zu vertrauen und einander zu helfen. Ziele des Projektes sind die Schulung von sozialen Kompetenzen (Verlässlichkeit, Teamgeist, Rücksichtnahme, wertschätzende Kommunikation) sowie die Entwicklung eines verantwortungsbewussten Umgangs mit der Natur. 

Deeskalations- und Teamtraining

Das speziell für Wohngruppen des geschlossenen und offenen Vollzuges entwickelte Deeskalations- und Teamtraining existiert seit dem Jahre 2014. In diesem Förderangebot werden konfliktträchtige und mitunter gefangenensubkulturelle Gruppenprozesse aufgedeckt, hinterfragt und mit dem Ziel der Prävention vor neuen Straftaten aufgearbeitet. Im Rahmen des Trainings werden die Teilnehmenden geschult, teamorientierte und gewaltfreie Lösungsansätze als erfolgreiche Alternative zu ihren gewohnten, nicht selten aggressiven und gewaltbereiten Verhaltensmustern zu erkennen und erfolgreich anzuwenden. Ziele sind das Erlernen und Verfestigen kommunikationsfördernder Verhaltensweisen in wohngruppentypischen Stress- und Konfliktsituationen und im übergreifenden Sinn die Entwicklung eines offenen und gewaltfreien Klimas in Wohngruppen, das gemeinsames Lernen begünstigt und die Behandlungsmotivation steigert.